Rezension: Zhoujiang – Splittermond in süßsauer

Die Welt von Splittermond ist durch die Mondtore untereinander verbunden. Exotische Regionen sind so in kurzer Zeit zu erreichen. Eines der mächtigsten Länder, dass über eine solche Anbindung verfügt, ist Zhoujiang. Ob das China-Äquivalent es schafft, eigene Akzente zu setzen, oder seinem großen Vorbild hinter hinkt, lest ihr jetzt.

 

Zhoujiang – Der Phoenix im Schatten des Drachen

Seitenzahl: 144, dazu Karten der Region und drei Stadtpläne

Preis: gedruckt 29,95 Euro, als eBook 14,99 Euro

 

Cover und Illus

Passend zum Slogan „Der Phoenix im Schatten des Drachen“ – eine Anspielung auf einen Filmklassiker mit Jackie Chan – finden sich besagte Fabelwesen in einen Kampf verwickelt auf der Frontseite. Im Hintergrund sind undeutlich Felsspitzen zu sehen, darunter ein Fluss und eine kleine Stadt. Die Landschaft erinnert an den Zhangjiajie Nationalpark mit seinen Felsnadeln und trifft die Thematiken des Buchs für meinen Geschmack sehr gut.

Wie bei Splittermond üblich sind auch die Innenillustrationen vollfarbig und von hoher Qualität. Neben Landschaften und Handlungen wie einer magischen Tellerverzierung oder einem Duell sind auch viele der neuen Tiere und Persönlichkeiten abgebildet. Die vielen Bilder sind wie üblich eine hübsche Ergänzung zum Text.

Ich gebe 4 Sterne.

 

Texte und Aufbau

Das einseitige Inhaltsverzeichnis fällt mir etwas zu kurz aus, dafür kommt der Index auf dreieinhalb Seiten. Im eBook sind die Seitenzahlen in beiden verlinkt. Seitenreiter, die einzelne Kapitel kennzeichnen, fehlen. Ansonsten fällt der Aufbau für die Reihe typisch übersichtlich und informativ aus. Ein paar Übersichten, beispielsweise die Geschichte als kompakte Tabelle, hätten der Auffindbarkeit von Infos aber noch besser getan.

Trotzdem reicht es für 4 Sterne.

 

Das Land

Zhoujiang reicht vom kalten Norden am Firnmeer mit Tundren und Nadelwäldern bis zum subtropischen Süden am östlichen Fluss Jadeband. Aufgeteilt ist das Reich in dreizehn Provinzen. Jede davon ist einem der großen Tiergeister des Landes gewidmet und wird mit dem jeweiligem Exemplar verbunden. So liegt die Büffelprovinz an der Westgrenze und wird von weitem Grasland geprägt. Die Affenprovinz im Süden zeichnet sich dagegen durch zahlreiche Felsnadeln wie auf dem Titelbild aus. Am Jadeband finden sich wiederum zahlreiche Reisfelder. Dazu kommen Wälder, Gebirge und Sümpfe über das Land verteilt, sodass sich Reiseabenteuer landschaftlich abwechslungsreich gestalten lassen.

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Jede Provinz wird mit einem Kartenausschnitt vorgestellt.

Passenderweise wird auch die bisher überschaubare Karte aus dem Weltband ordentlich ergänzt. Zahlreiche Städte liegen entlang der Flüsse, wobei Inani, Palitan und Sentatau jeweils eine umfangreichere Beschreibung bekommen haben. Auch neue Kreaturen wie der dreiäugige, gehörnte Chi Hu (eine Art Tiger), die riesigen Drachenschildkröten und der bunt gefiederte, reitbare Zhu-Schreiter (eine Anlehnung an Chocobos aus Final Fantasy) bevölkern das Land. Dazu kommt ein Aufsatz, um ein gewöhnliches Tier zu einem Geistertier zu machen. Immerhin sind die 13 großen und zahlreiche kleine Tiergeister Gegenstand von Verehrung. Dabei ist das System an die chinesischen Tierkreiszeichen angelehnt. Während Affe, geflügelte Schlange (asiatischer Drache) und Tiger auch dort vorkommen, kennt Zhoujiang daneben noch Vertreter wie Delphin, Spinne und Katze. Das System ist dabei nicht starr. In zwei Provinzen wurde der Tiergeist in der Vergangenheit ausgetauscht. Mir gefällt dieser Ansatz.

Etwas verwirrend ist zeitweilig, dass die zhoujiangischen Namen für die Provinzen im Buch am häufigsten genannt werden. Diese werden aber erst im Abschnitt über die Tiergeister übersetzt, wie Tanglang die Fangschrecke oder Gagamba die Spinne.

Abermals kommt eine Wertung von 4 zustande.

 

Die Leute

Auch den Bewohnern der Provinzen werden Eigenschaften ihrer Tiergeister zugeordnet. So gelten Bewohner der Katzenprovinz an der Ostküste als verspielt, aber auch impulsiv und verschlagen, während Leute aus der Fangschreicken-Provinz als gewiefte Planer und Strategen auftreten. Zhoujiang wird vor allem von Menschen geprägt. Daneben gibt es noch Vertreter der anderen vier verbreiteten Spezies von Lorakis. Zwar gibt es einige Minderheiten unter diesen (und den Menschen) und Adlige Zwerge, Vargen, Alben oder Gnome. Wie die Nichtmenschen aber integriert oder ihre verbreiteten Rollen in der Gesellschaft sind, wird nicht beschrieben. Dafür hat jede Region noch eigene Machtstrukturen, die eigene Akzente und somit Abenteuermöglichkeiten mitbringen.

Angaben zur Sprache fehlen fast vollständig, ebenso zur Schrift. Auch zur Aussprache der vielen Namen und Begriffe gibt es keine Hilfe. Zudem habe ich gelegentlich den Eindruck, dass kein einheitliches Transkriptions-System verwendet wurde. So findet sich das Schwert Jian als Dschiahn lautmalerisch übertragen, Wu dagegen nicht als Uh. Bei der Bedeutung der Farben bleibt der Band ziemlich wage und spricht lediglich davon, dass diese in verschiedenen Provinzen anders sind.

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Zhu-Schreiter stehen als neue Reittiere bereit.

Der Schwerpunkt liegt auf dem Konflikt zwischen Prinzessin Yi, Erbin des Kaiserthrons, General Wu, der sich an die Macht geputscht hat, und den Triaden. Schön ist, dass keine der Seiten einfach als rein gut oder böse beschrieben wird. So ist Wu ein Reformer, der das matriarchalische System mit Frauen in der Verwaltung und Männern beim Militär aufbrechen will. Seine Kompromisslosigkeit gefährdet dieses Ziel allerdings.

Die Geschichte des Landes reicht viele Jahrtausende zurück, wird aber erst ab dem Mondenfall konkreter beschrieben. Nach der Vertreibung der östlichen Drachlinge wurde das heutige Kaiserreich gegründet, dass damals noch bis zur Nebelbucht und zu den Südlanden reichte. Erst nach einem Bürgerkrieg vor gut 450 Jahren gingen die südlichen Gebiete verloren. Abgesehen von erstaunlich wenigen Konflikten mit dem nomadischen Jogodai blieb das Land von weiteren Konflikten bis zum heutigen Bürgerkrieg verschont.

Die Grenze zum Totenreich ist in Zhoujiang recht dünn. Daher sind Geister eine häufige Erscheinung. Den Ahnen wird großer Respekt entgegen gebracht. Daneben spielen auch die Tiergeister eine Rolle. Feen sind hingegen nicht so häufig, obwohl ein Mondpfad die Stadt Palitan mit Sarnburg in Selenia verbindet. Es gibt entsprechend ein selenisches Viertel in der Stadt. Dafür erscheinen die Schnittmengen zwischen Selenia und Zhoujiang aber relativ dünn. Beschrieben werden noch Künste wie das Feuerwerk – und natürlich Kampfkünste. Über neue Meisterschaften können verschiedene Formen wie weiche und harte Stile passend zum jeweiligen Tiergeist abgebildet werden. Die neue Ausbildung Kampfkünstler liefert die passende Profession.

Wegen kleiner Schwächen bleiben 3 Sterne.

 

Fazit

Zhoujiang zieht zahlreiche Parallelen zu seinem realen Vorbild, setzt jedoch auch eigene Akzente wie die starke Bedeutung der (Tier-)Geister. Von Feuerwerk bis Kampfkünstlern werden die damit verbundenen Bilder bedient. Etwas vermisse ich eine tiefere Einbindung in das übrige Lorakis, ebenso wie weitere Infos zur Kultur. Wie werden die Namen ausgesprochen? Welche Schriftzeichen verwenden die Einwohner? Hier kann der Uhrwerk Verlag gern Material nachliefern. Davon abgesehen, stellt der Band eine gute Vertiefung der Spielwelt dar.

Am Ende steht die Wertung bei guten 15 von 20 Sternen.

2 Kommentare zu „Rezension: Zhoujiang – Splittermond in süßsauer

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